Leitfaden „Zeitarbeit mit Verantwortung“

Achim Halfmann

Die Mitglieder der CSR-Projektgruppe bei einem Arbeitstreffen. Vorne: Die Leiter der Projektgruppe Petra Eisen (Bundesvorstand) und Werner Stolz (Hauptgeschäftsführer). Foto: iGZ e.V.

Die Zeitarbeitsbranche ist weitgehend in zwei Verbänden organisiert: dem Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) und dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), wobei der BAP insbesondere die großen und der iGZ kleine und mittlere Personaldienstleister vertritt. Der iGZ hat sich wiederholt zu CSR-Themen positioniert und trägt die Auseinandersetzung damit in seine Mitgliedschaft hinein. Im Jahr 2020 erschien dazu der Leitfaden „Zeitarbeit mit Verantwortung“. Jenny Rohlmann ist CSR-Beauftragte des iGZ und für Strategisches Marketing verantwortlich. Für das CSR MAGAZIN fragte Achim Halfmann sie nach den Erfahrungen mit dem Leitfaden.

CSR MAGAZIN: Was gab den Anlass für die Entwicklung Ihres Leitfadens „Zeitarbeit mit Verantwortung“?

Dr. Jenny Rohlmann: Um die Verbandsvision „Wählen, nutzen, wertschätzen: Zeitarbeit ist ein attraktives Beschäftigungsverhältnis.“ voranzutreiben, hat der iGZ das Thema CSR als Mission auf seine Agenda gesetzt. Schon 2012 haben sich seine Mitgliedsunternehmen mit dem Ethik-Kodex zu einer fairen und respektvollen Zeitarbeit verpflichtet. Er wurde auf Beschluss der Mitgliederversammlung 2020 um das CSR-Engagement ergänzt. Der CSR-Leitfaden „Zeitarbeit mit Verantwortung“ ist die Auftaktveröffentlichung, mit der wir unseren Mitgliedern das Thema CSR nahebringen und den Mehrwert für alle Beteiligten erläutern. Nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ soll der Leitfaden motivieren, die eigene unternehmerische Verantwortung stärker zu kommunizieren. Zeitarbeitsunternehmen übernehmen längst vielfältige Verantwortung, dokumentieren das aber noch zu wenig. Gegenwärtig erarbeitet der Verband einen CSR-Musterbericht, der bei Bedarf von seinen Mitgliedern als Grundlage für ihre individuellen Reports genutzt werden kann. Mit dem Leitfaden kommt der iGZ selbst wiederum seiner verbandlichen Verantwortung nach, seine Mitgliedsunternehmen bei ihrer Positionierung als attraktive Arbeitgeber bestmöglich zu unterstützen.

Wie sehen Ihre ersten Erfahrungen mit der Akzeptanz und Umsetzung des Leitfadens in Ihrem Verband aus?

Der Leitfaden stößt genauso wie unsere anderen CSR-Hilfestellungen wie z.B. Workshops und Webinare auf positive Resonanz. Verständlicherweise steht das Thema CSR in der aktuellen Pandemie bei den iGZ-Mitgliedern nicht an erster Stelle. Aber ein zunehmendes Interesse wird deutlich und ich bekomme immer häufiger konkrete Anfragen danach, wie man CSR im eigenen Unternehmen angehen kann. Einige Mitglieder haben sich auf Anregung unseres Leitfadens trotz dieser schwierigen Situation schon auf den Weg gemacht und eigene kleine CSR-Berichte veröffentlicht. Dabei muss man bedenken, dass wir von kleinen und mittleren Unternehmen sprechen, die nur in seltenen Fällen einen Nachhaltigkeitsbeauftragten haben. Insofern freuen wir uns sehr, wenn sich neben dem aktuell mehr als herausfordernden Tagesgeschäft, Zeit für CSR genommen wird. Kürzlich haben wir auch unseren iGZ-Award unter das Motto CSR gestellt und konnten beeindruckende nachhaltige Projekte auszeichnen.

Welche Herausforderungen in der Zeitarbeitsbranche halten Sie für besonders nachhaltigkeitsrelevant?

Bei Zeitarbeit sprechen wir zum einen über den Dienstleistungssektor, zum anderen über eine Branche, in der Menschen im Mittelpunkt stehen. Da liegt es nahe, dass die nachhaltigkeitsrelevanten Aspekte vor allem im sozialen Bereich zu finden sind. Zusammen mit seiner CSR-Projektgruppe hat der iGZ zahlreiche Anknüpfungspunkte für nachhaltiges Engagement in der Zeitarbeit erarbeitet. Die Liste der sozialen Aspekte ist dabei gegenüber Umweltaspekten und dem ökonomischen Verantwortungsbereich ungleich länger. Um aus den zahlreichen Ansatzpunkten die wesentlichen herauszufiltern, führen wir gerade eine Stakeholder-Befragung unter den wichtigsten Interessengruppen durch. Es deutet sich dabei an, dass die Schwerpunkte Gerechtigkeit und Planbarkeit bei den Arbeitseinsätzen, die Fürsorgefunktion der Arbeitgeber und natürlich auch die Verantwortung für die Einkommenssicherung bei allen Interessengruppen einen hohen Stellenwert haben.

Was bedeutet Verantwortung für Zeitarbeitsunternehmen in der aktuellen Pandemiesituation?

Zeitarbeitsunternehmen tragen immer Verantwortung gegenüber mehreren Interessengruppen. Ihre Zeitarbeitskräfte und das interne Personal waren in den letzten Monaten wohl am stärksten betroffen. Die große Herausforderung lag darin, Arbeitsplätze und damit das Einkommen der Mitarbeitenden zu sichern, beispielsweise durch einen Einsatzwechsel, branchenfremde Tätigkeiten oder durch Kurzarbeit. 50 Prozent der iGZ-Mitglieder mussten aber leider auch mit Kündigungen reagieren, wie unsere Umfrage im Januar 2021 ergeben hat. In der Pandemie hat sich deutlich die Bindung zwischen Mitarbeitenden und Zeitarbeitsunternehmen gezeigt. Viele Zeitarbeitskräfte waren zum Beispiel sofort bereit, in einem branchenfremden Bereich zu arbeiten, auch wenn der Job so gar nicht das war, was sie gelernt hatten. Für die Zeitarbeit typisch ist ihre große Stärke im sozialen Feld der CSR. Sie übernimmt eine Fürsorge-Funktion gegenüber ihren Mitarbeitenden, die häufig über die arbeitsvertraglichen Regelungen hinausgeht. Dementsprechend kann ich in meinen Interviews, die ich anlässlich der iGZ-Kampagne „Zeitarbeit: Eine gute Wahl.“ immer wieder mit Zeitarbeitskräften führe, eine große Loyalität gegenüber den Arbeitgebern feststellen.


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